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Geschichtliches aus Kirchveischede

die Zeit der ersten Besiedlung, sowie über die frühe Entwicklung unseres Dorfes lassen sich nur wenige, unsichere Aussagen machen. Fest steht, dass sich in der näheren Umgebung von Kirchveischede - lange vor der erstmaligen, urkundlichen Erwähnung Kirchveischedes in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts - bereits Menschen niedergelassen haben.

So geht man davon aus, dass bereits in der Altsteinzeit einzelne Wildbeuterhorden in den Kalkmulden des Südsauerlandes gelebt und gewirkt haben. Schaut man in die benachbarten Orte, so glaubt man noch heute, frühes Erbgut aus dieser Zeit zu entdecken... Aber, Spaß beiseite!

In der Mittelsteinzeit (5.000 - 4.000 v. Chr.) diente unsere schöne Gegend als Schweifgebiet einer mehr auf Jagd, Fischfang und das Sammeln von Früchten spezialisierten Bevölkerung - und sein wir mal ehrlich: jagen, fischen und Schlehengeist ansetzen steckt vielen von uns noch heute in den Genen, oder?

In der anschließenden Jungsteinzeit (4.000 - 1.800 v. Chr.) wurde das Sauerland und sein damals landschaftsprägender Eichenmischwald von Wanderhirten besiedelt - im Rahmen dieser so betriebenen Waldweidewirtschaft war vermutlich die Entstehung jahreszeitlich benutzter Wohnplätze verbunden. Keine Angst: gelbe Nummernschilder waren damals definitiv noch nicht erfunden.

 

In der Bronzezeit (1.800 - 800 v. Chr.) war das Südsauerland scheinbar unbesiedelt.

Das änderte sich schließlich wieder, als in der älteren Eisenzeit (800 - 500 v. Chr.) der rheinische Frohsinn - bzw. die Nachbarn aus dem Rheinischen Schiefergebirge in unsere sauerländer Kalksenken einwanderten.

in den letzten vorchristlichen Jahrunderten, also der jüngeren Einsenzeit, zeigten sich Ansätze einer bäuerlichen Bevölkerung: sie lebten in festen, teils über Jahren und Jahrzehnten hinweg bewohnten Siedlungen. Sie lässt sich zwar heute nicht sagen, ob die damaligen Siedler den Germanen oder Kelten angehörten - aber, dass es sich um ein äußerst wehrhaftes Volk gehandelt haben muss, dass bezeugt eine Wallburg auf dem nur 2km südwestlich von Kirchveischede gelegenen Hofkühl-Berg.

Die Wallanlage Hofkühl (wikipedia):
Sie befindet sich auf dem 485 Meter hohen Hofkühlberg etwa 1,5 Kilometer südwestlich des Ortes auf der Kuppe des Berges. Sie lässt sich schwer datieren, dürfte jedoch in die jüngere Eisenzeit (La-Tène-Zeit) gehören. Der Berg, auf dem sich die Anlage befindet, fällt zum Veischedetal nach Norden und Westen steil ab. Im Süden und Osten wird die Bergkuppe jeweils durch ein Bachsiepen steil abgegrenzt.

Hier befindet sich eine kleine länglich ovale, aus Wall und Außengraben bestehende Wallanlage. Die Innenabmessungen des Ovals betragen 80 mal 60 Meter. Die unterschiedlich starken Wälle sind 3 bis 4 Meter hoch, der vorgelagerte Graben etwa 3 bis 4 Meter breit und heute noch etwa ein Meter tief. Im Nordosten und Südwesten befand sich je ein Tor, das man an den verdickten Wallenden erkennen kann. Ein weiterer Wall mit Außengraben befindet sich im Abstand von 20 Metern vor dem nordöstlichen Tor.

Kleinere Ausgrabungen im Jahr 1952 ergaben lediglich Funde kleiner Holzkohlestücke und rot gebrannten Lehm. Reste von Pfosten wurden nicht angetroffen. Weiterhin wurde ein kleines Stück einer Randscherbe gefunden. Flächenmäßige Untersuchungen mit einer Metallsonde ergaben keine datierbaren Befunde.


Offenbar war sie Bestandteil eines umfassenden, aus einem runden Dutzend Wallburgen bestehenden Verteidigungssystems rings um das damals hochbedeutsame Eisengewinnungsgebietes des Siegerlandes.

ja, das sind wir hier auch heute noch, z.B. wenn es um die Schließung der Grundschulen geht - gut, dass es so ist!

In der ausgehenden Eisenzeit, also etwa im letzten halben Jahrhundert vor Christi Geburt, scheint es fast zu einer völligen Entvölkerung im südwestfälischen bergland gekommen zu sein. Es wird vermutet, dass lediglich eine zahlenmäßig verschwindend geringe Restbevölkerung in unserem Waldgebirgsland geblieben ist.

Frei nach Asterix: "Wir befinden uns im Jahr 50 v. Chr., ganz Südwestfalen wird durch Bevölkerungsschwund geprägt. Ganz Südwestfalen? Nein! Ein von unbeugsamen Kirchveischedern besetztes Gebiet hörte nicht auf, den widrigen Wetterverhältnissen Widerstand zu leisten."

Man muss sich vorstellen, dass sich die blühenden Buchenwälder der Bronzezeit zwischenzeitlich in kalte, feuchte Waldlandschaften verwandelt hatten...

Theorie, das in dieser kargen Landschaft doch ein paar "harte Jungs" die Jahrhunderte überdauert haben, stützt sich schließlich darauf, dass zahlreiche alte Gewässer- und Ortsnamen sich bereits bis zur Wiederbesiedlung im 8. und 9. Jahrhundert im Sprachgebrauch etabliert hatten und somit auch für die Nachwelt überliefert wurden.

Anhand dieser Vermutungen und Theorien, ist nicht auszuschließen, dass die Anfänge unseres Dorfes bis in die jüngere Eisenzeit zurückreichen könnte. Allerdings ist - bedingt durch die Unstetigkeit der damaligen Siedlungsweise, bzw. durch häufige Wohnplatzwechsel - eigentlich unwahrscheinlich, dass es zu der Zeit bereits feste Siedlungsstrukturen gegeben hat.

Schließlich verdankt die Masse der Siedlungen des südlichen Sauerlandes ihre Entstehung der Rodungsleistung bäuerlicher Siedler, die etwa im 8. bis 12. Jahrhundert - in einer Zeit starker Bevölkerungszunahme - in unbesiedelte Waldgebiete eindrangen und neue Höfe anlegten. Zunächst wurden breite Täler, bevorzugt an Talvereinigungen besiedelt, später auch Quellmulden in Sonnenlage, sowie höhere Talgründe und schließlich sogar enge Siepentäler.

Unter diesem Aspekt hatte Kirchveischede topographisch natürlich eine besonders gute Ausgangssituation zur frühen Besiedlung und seiner späteren Funktion als Pfarrort.

war Kirchveischede höchstwahrscheinlich bereits von einigen wenigen Bauernfamilien bewohnt, als etwa im Jahr 800 die ersten christlichen Glaubensboten unter Karl dem Großen das Evangelium im Sauerland verkündeten. Diese zogen entlang der "Heidenstraße" - einem noch im 18. Jahrhundert benutzten und wahrscheinlich schon steinzeitlichem Weg von Köln nach Kassel. Missionszentren mit Taufkirchen an dieser Trasse waren u.a. Attendorn und Wormbach.

Der Grundstein für Kirchveischede war gelegt!

Allerdings kam es erst in den darauffolgenden Jahrhunderten unter dem Druck einer sich stark vermehrenden Bevölkerung zu einer spürbaren Siedlungstätigkeit. Aus einzelnen Hofstellen entstanden nach und nach zusammenhängende Siedlungen und Kirchveischede bekam seinen Namen, der sich im Laufe der Jahrhunderte anpasste...

1020 - Viesch
1045 - Viesche
1210 - Vische
1300 - Veske
1313 - Vesche
1338 - Veisce
1378 - Veische / Veyssche
1390 - Veysche
1420 - Veesch

Alles in allem orientierte sich die Ortsbezeichnung an dem durchfließenden Gewässer der Foiske (Voiske) / bzw. Feiske (Veiske).

Siedlungsstruktur um 1300:
Das "Ballungszentrum" - eine handvoll Höfe - entstand unmittelbar südwestlich der Kirche (die nachweislich vor Mitte des 12. Jahrhunderts bereits stand) "auf den Röthen" und am anderen Ufer, entlang der Veischeaue. "Im alten Hof" und im Bereich der "Tittmecke" gab es vermutlich ebenfalls Hofstätten, die allerdings im Laufe der Jahre verödeten.

In dieser Zeit enstanden wahrscheinlich auch bereits die Hofsiedlungen "Bruchhausen" und "Schmellenberg" und ein weiterer Einhof im Bereich der "Bostschlade".

Die umliegenden Waldgebiete lagen im Besitz des jeweiligen Landesherren und waren zu der Zeit noch unbesiedelt.

Mit Billigung des Landesherren entstand etwa um 1500 die Rodung "Fahlenscheid", gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Zweihöfesiedlung "Apollmicke" und 1731 die Carmeliten-Klause Eremitage (Einsiedelei).

der Viehwirtschaft etablierte sich zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert ein weiterer Wirtschaftszweig: das Eisengewerbe. Schlackehalden und Verhüttungsstellen deuten auf den Abbau von Eisenerz, Verhüttung und Handel mit etwa daumendicken Vierkantstäben. Kirchveischede lag im günstig Verschneidungsbereich wichtiger Handelsstraßen:

Dem "Römerweg",
welcher von Bonn in nordöstlicher Richtung das Sauerland geradlinig durchzieht und auf den Briloner Hochebenen endet (wikipedia) - interessant: die Wegesperre an der Wallburg Jäckelchen

Der "Heidenstraße",
die auf fast direktem Weg von Köln über Kassel bis Leipzig führte (wikipedia)

und einem weiteren Fernweg,
der von Siegen kommend über Attendorn und Plettenberg zum Hellweg verlief

Wichtige, örtliche Verbindungswege waren beispielweise

  • der Kirchweg von Benolpe über den Arnscheid
  • der Kirchweg von Rahrbach (Funktion eingebüßt, als Rahrbach eine eigene Pfarrei bildete)
  • der Wirtschaftsweg durch die Tittmecke nach Attendorn


Die Anlage einer befestigten Straße durch das Tal wurde erst im späten 18. Jahrhundert realisiert.

Aber nicht der Straßenbau sorgte in den Jahren 1784/1785 für einenrätslhaften Bauboom. Vielmehr geht man mittlerweile von einem verheerenden Brand aus, dem damals die Hälfte aller bestehenden Wohnhäuser zum Opfer fielen.

In den darauffolgenden Jahren wurden zahlreiche neue Fachwerkhäuser errichtet, die noch heute der ganze Stolz Kirchveischedes sind und von ihren Besitzern liebevoll gepflegt werden...


Zwischenzeitlich hat sich Kirchveischede zu einem rund 1.000-Einwohner-Ort gemausert, der ein Ortsteil der Stadt Lennestadt (Kreis Olpe) ist.

Quellenangabe:

  • "Lennestadt - Kirchveischede; aus der Geschichte eines sauerländischen Kirchdorfs" (Günther Becker, 1976)
  • "Unser Dorf Kirchveischede; von seinen Häusern und Menschen" (Marlies Heer, Norbert Klein,Alfons Schlüngermann, Gregor Schnütgen, Hans-Peter Schröder und Helga Steinberg unter Mitwirkung von Kreisheimatpfleger Günter Becker, 1984)

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